Pflege im Krankenhaus ist ein eigenständiges, modernes und hochprofessionelles Berufsbild. Das Herzstück sind motivierte und gut ausgebildete Fachkräfte – neben guten Arbeitsbedingungen oder einem vertrauensvollen Teamgefüge sind vor allem die Prozesse entscheidend für eine erfolgreiche Pflege, sowohl für die ausführenden Pflegeexperten als auch für Patientinnen und Patienten.
Bei der Integration evidenzbasierter, interdisziplinärer, ethischer und reflektierter Pflegepraktiken spielen Pflegewissenschaftler in Krankenhäusern eine entscheidende Rolle. Sie forschen, um Prozesse zu verbessern und an aktuelle Standards anzupassen. Die Stabsstelle „Pflegeentwicklung und Pflegewissenschaften“ im Marien Hospital Düsseldorf dient dazu, Qualität in der Pflege zu identifizieren und gleichzeitig zu fördern. Sie unterstützt die kontinuierliche Weiterentwicklung der Praxis durch das koordinierte Einsetzen neuer Erkenntnisse in den Pflegealltag.
Was macht eigentlich eine Pflegewissenschaftlerin?
Im Marien Hospital Düsseldorf übernimmt seit 2023 Dr. Andrea Kuckert die neue und übergeordnete Rolle in der Pflegeentwicklung im Rahmen des Konzepts „Advanced Practice Nursing“. Andrea Kuckerts eigener beruflicher Werdegang führte sie über die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin bis zum Studienabschluss der Pflegewissenschaften. Sie bildet nun das Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis – das ist wichtig, um die Praxis auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. „Ziel ist es, die professionelle Rolle der Pflegenden und die Konzentration auf pflegerische Kernaufgaben zu stärken“, erklärt Dr. Kuckert, die selbst noch in Teilzeit zusätzlich zu ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit „am Bett“ arbeitet. „Ich selbst möchte dabei den Bezug zur Praxis nicht verlieren und auch meinen anderen Blickwinkel erhalten.“
Lücke zwischen wissenschaftlichen Erfahrungswerten und Praxis schließen
Warum entscheiden sich bereits examinierte Pflegefachkräfte noch für einen zusätzlichen Bachelor-Studiengang? Pflege ist zwar ein sehr etablierter Beruf, doch sich den ständig verändernden fachlichen Anforderungen und Ansprüchen im Pflegebereich zu stellen und gleichzeitig eine qualitativ hochwertige Pflege zu leisten, erfordert es auch Innovationsgeist. Einerseits kann Pflege sehr spezialisiert, auf bestimmte Erkrankungen oder Patienten abgestimmt sein. Andererseits verändert sich z.B. durch den demografischen Wandel und neue medizinische Entwicklungen das Patientenklientel insgesamt. Das Konzept „Advanced Practise Nursing“ (APN) zielt darauf ab, Pflegekräften die Möglichkeit zu geben, ihre Rolle zu erweitern, um eine umfassendere und spezialisierte Versorgung für Patienten bereitzustellen. APN bezieht sich auf eine Ebene der Krankenpflegepraxis, die über die Grundlagen der Pflege hinausgeht. Es handelt sich um eine fortgeschrittene und spezialisierte Form der Pflege, bei der Pflegekräfte zusätzliche Qualifikationen und Verantwortlichkeiten übernehmen.
Andrea Kuckert kehrte als APN also in die Praxis zurück, um die Lücke zwischen praktischer Pflegearbeit am Patientenbett und der wissenschaftlichen Pflegetheorie zu schließen. „Mir ist es ein großes Anliegen, eine klare Aufgabendefinierung für studierte Pflegefachkräfte zu kreieren. Das neue Wissen muss Anwendung in der Praxis finden, was oft noch nicht der Fall ist“, so Kuckert. Bei regelmäßigen Treffen zwischen ihr und den Pflegefachkräften im Marien Hospital Düsseldorf steht so aktuell stets die Erhöhung der Pflegestandards und -qualität durch das Analysieren des Istzustands, des Systematisierens und der innovativen Lösungsansätze im Vordergrund.
Ausblick: Pflegerische Konzepte im Krankenhaus
Eine angepasste Pflegequalität ist jedoch nicht das einzige Betätigungsfeld für APNs. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird die Bedeutung eines demenzfreundlichen Krankenhauses immer wichtiger. Ausgearbeitete Konzepte, durch die Patienten mit Einschränkungen während ihres Aufenthaltes speziell begleitet werden, gilt es nun gesamtheitlich in der Praxis umzusetzen. „Wichtig ist dies, da laut Studien circa 40 Prozent der über 65-jährigen im somatischen Krankenhaus kognitiv beeinträchtigt sind und der Bedarf steigen wird“, erklärt Andrea Kuckert. „Projekte wie die Implementierung der elektronischen Patientenakte oder die Etablierung der Bereichspflege erfordern ebenfalls individuelle Lösungsansätze.“ Und wenn Frau Kuckert bei dem straffen Zeitplan noch einen Wunsch frei hätte? „Ich würde gerne im Marien Hospital weiter forschen und Kooperationen mit Hochschulen aufbauen, im Studiengang „E-Health“ oder klassisch in den Pflegewissenschaften.“