Technologischer Fortschritt macht auch vor Operationssälen keinen Halt. Robotische Medizintechnik, die ihren Ursprung ab den 1980er Jahren beim Militär hatte, erfreut sich heutzutage immer größerer Beliebtheit in Krankenhäusern. Ob in Fachbereichen wie der Urologie, wo diese Verfahren bereits fest etabliert sind, oder in der Viszeralchirurgie, wo robotische OP-Systeme lange Zeit kaum zum Einsatz kamen.
Vor einigen Jahrzehnten waren offene Operationen noch der Standard in der Chirurgie. Dies bedeutete größere Schnitte, längere Krankenhausaufenthalte stärkere Schmerzen und längere Erholungszeiten für die Patienten. Doch mit der Einführung der minimalinvasiven laparoskopischen Chirurgie änderte sich dieses Szenario. Mit kleinsten Schnitten und speziellen Instrumenten konnten Chirurgen nun Eingriffe mit größerer Präzision durchführen. „Der OP-Roboter gilt als Weiterentwicklung der sogenannten Schlüssellochchirurgie und hat die chirurgische Genauigkeit revolutioniert“, so PD Dr. Robert Rabenalt. Er ist Urologe, leitender Oberarzt und ärztlicher Leiter des Zentrums für Interdisziplinäre Robotische Operationen (ZIRO) am Marien Hospital. Das Zentrum, das ein Zusammenschluss der chirurgischen und urologischen Abteilungen des Krankenhauses im Stadtteil Pempelfort ist, wurde 2018 gegründet und nutzt seitdem interdisziplinär die Vorteile der robotischen OP-Technik. „Vor allem bei radikaler Operation eines Prostatatumors oder bei organerhaltenden Eingriffen bei Harnblasen- oder Nierenkrebs kommt mittlerweile fast ausschließlich der Da Vinci-Roboter zum Einsatz“, erklärt Prof. Dr. Patrick J. Bastian, Chefarzt der Klinik für Urologie. Die Technologie wird auch bei vielen minimal-invasiven viszeralchirurgischen Eingriffen genutzt – hier mit einem besonderen Schwerpunkt im Bereich der bösartigen Tumoren des Dick- und Mastdarms und der Hernien- und Antirefluxchirurgie, die bisher nur an wenigen Zentren in Deutschland roboterassistiert durchgeführt werden.
Regional führend bei robotischen Eingriffen
Manche Operationen sind durch die Unterstützung des Roboters überhaupt erst möglich. Durch den Einsatz der Technologie können Chirurgen komplexe Operationen mit verbessertem Sichtfeld und hoher Präzision durchführen. Die Experten steuern die vier Arme des Roboters über eine Konsole und haben so einen besseren Handlungsspielraum. Robert Rabenalt ergänzt: „Erfreulicherweise konnten wir in den letzten fünf Jahren bereits 1.500 dieser Operationen durchführen. Das sind überdurchschnittlich viele in der Region Düsseldorf.“ Dieser Anstieg ist auch auf die Erweiterung der Bandbreite der durchführbaren Operationen zurückzuführen. „Anfangs lag der Schwerpunkt hauptsächlich auf urologischen Eingriffen. Mittlerweile haben wir im ZIRO unser Angebot ausgeweitet und operieren auch komplexe viszeralchirurgische Fälle, was im letzten Jahr zur Durchführung der 500. robotischen Operation im Bauchraum führte“, fügt Dr. Konstantinos Zarras hinzu. Er ist Chefarzt und Chirurg und operiert mit seinem Team mittlerweile 90 Prozent der Darmkrebserkrankungen mit dem Da Vinci. „Damit heben wir uns klar ab, deutschlandweit werden immer noch nur weniger als zehn Prozent robotisch operiert.“
Die Entscheidung, ob eine roboterassistierte Operation durchgeführt werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehört die Komplexität des Eingriffs oder die Verfügbarkeit der Technologie. Nicht alle Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen verfügen über die notwendige Ausrüstung und Erfahrung, um roboterassistierte Operationen anzubieten. Zudem ist dieses Verfahren möglicherweise nicht für alle chirurgischen Eingriffe geeignet – ob es erforderlich oder sinnvoll ist, wird immer mit jedem Patienten individuell abgestimmt.