Früherkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten von Prostatakrebs
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern und die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache. Weltweit gibt es jährlich über 1,4 Millionen Neudiagnosen und rund 65.820 Fälle allein in Deutschland (Stand: 2020). Oft entwickeln sich die bösartigen Tumore der Vorsteherdrüse unbemerkt, da keine Symptome vorliegen. Um eine Krebserkrankung zu vermeiden, ist Vorsorge wichtig. Zum Europäischen Prostata-Tag am 15.9. haben wir deshalb 3 Fragen an Chefarzt der Klinik für Urologie, Uro-Onkologie und Kinderurologie am Marien Hospital Düsseldorf:
Vorsorge wird oft mit Frauen assoziiert, warum ist sie aber auch bei Männern wichtig?
Früherkennung und Vorsorge sind bei Männern besonders wichtig, da Prostatakrebs oft keine Frühsymptome zeigt. Neben der normalen klinischen Untersuchung ist vor allem der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) entscheidend, um Erkrankungen der Prostata einschätzen zu können. Ist der PSA-Wert erhöht, leiten wir weitere Diagnostik ein und haben in den letzten Jahren das Multiparameter-MRT der Prostata etabliert, zusammen mit unserem Institut für Diagnostische Radiologie. Wenn Auffälligkeiten vorliegen, können diese punktgenau biopsiert und risikoklassifiziert werden.
Ist die Kritik am PSA-Screening berechtigt?
Der Nutzen eines umfassenden PSA-Screenings für Männer ab 45 Jahren ohne Risikofaktoren, das alle zwei Jahre durchgeführt wird, überwiegt insgesamt, auch wenn dies in den Medien oft anders dargestellt wird. Wichtig ist, dass wir bei Auffälligkeiten genau hinschauen und den Patienten umfassend aufklären. Bei uns findet keine ‘Übertherapie’ statt, da nach einer genauen Risikoabschätzung ein großer Teil der Patienten mit einer Prostatakrebsdiagnose nicht therapiert, sondern aktiv beobachtet wird. Lokal begrenzter Prostatakrebs schreitet oft nur sehr langsam voran, sodass für etwa zwei Drittel der Patienten eine Beobachtung über einen langen Zeitraum ausreicht, ohne dass die Lebenserwartung eingeschränkt wird. Die Männer, bei denen allerdings die Dynamik des PSA-Werts so eingestuft wird, dass eine Behandlung notwendig ist, werden durch das Screening herausgefiltert und rechtzeitig therapiert.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wenn wir einen Tumor früh erkennen und dadurch klassifizierten können, beginnen wir eine individuelle Therapie. Dies kann auch bedeuten, dass der Tumor erstmal nur beobachtet wird. Wenn die Prostata entfernt werden muss, sind wir im Marien Hospital auf die roboterassistierte OP-Methode mit dem Da Vinci OP-System spezialisiert, diese Eingriffe werden bei uns routinemäßig durchgeführt.
Nicht jede Prostatabeschwerde weist jedoch auf einen Tumor hin. Ein häufiges Symptom der gutartigen Prostatavergrößerung ist etwa häufiger oder überfallartiger Harndrang. In diesem Fall sind Medikamente die erste Wahl der Therapie. Sollten diese nicht mehr weiterhelfen, kommt hier auch ein seit Jahrzehnten etabliertes minimalinvasives Verfahren zum Einsatz. Heutzutage kann man nahezu jede vergrößerte Prostata, mittlerweile auch mithilfe eines Lasers (Holmium Laser Enukleation), der das Gewebe aus der Harnblase abträgt, behandeln.
Mehr zum Thema Prostata und Männergesundheit gibt es auf den Seiten unserer Klinik für Urologie, Uro-Onkologie-und Kinderurologie