Am 1. Oktober 2024 feiert Norbert Randerath, Stationsleiter im Augusta-Krankenhaus, sein 50-jähriges Dienstjubiläum. Eine bemerkenswerte Karriere nicht nur in der Pflege, sondern auch in einem Krankenhaus, die er im Alter von 16 Jahren mit seiner Ausbildung in Rath begann und die sein Berufsleben bis heute prägt: „Ich hätte schon längst aufhören können, aber ich wollte die 50 Jahre vollkriegen. Und ich bleibe noch bis März nächstes Jahr – ich fühle mich hier wohl“, erzählt Randerath im Gespräch.
Norbert Randeraths Weg in die Pflege begann unerwartet. Nach der Schule wusste er nicht recht, welchen Beruf er ergreifen sollte. „Ich hatte Kfz-Mechaniker, Polizist oder Masseur und medizinischer Bademeister im Kopf“, erinnert er sich. Doch eine Berufsberaterin empfahl ihm, eine Ausbildung im Augusta-Krankenhaus zu beginnen. „Zuerst war nur von einem Jahr die Rede, aber sie sagte dann: ‚Mach mal lieber drei Jahre, das ist sicherer.‘ Also bin ich drangeblieben.“ Seine Ausbildung absolvierte er in einer Zeit, in der großer Pflegenotstand herrschte und Schüler nicht nur den größten Teil der Arbeit auf den Stationen übernahmen, sondern sich auch gegenseitig anlernten. Allein in seinem Jahrgang begannen 70 Mitschüler mit ihrer Ausbildung. Schnell war klar, dass die Pflege für ihn der richtige Beruf war. „Wir wurden ins kalte Wasser geschmissen und mussten einfach funktionieren. Aber genau dadurch habe ich am meisten gelernt. Pflege war für mich das A und O“, so Randerath. Ein prägendes Erlebnis war der Moment, als er zum ersten Mal ohne jegliche Anleitung eine intramuskulöse Spritze verabreichte. „Ich war so nervös, aber es hat super geklappt. Seitdem funktionierte einfach alles.“
Norbert Randerath blieb also im Augusta, aus Überzeugung. Seine Leidenschaft für die Pflege hat sich jedoch im Laufe der Jahrzehnte weiterentwickelt. Nachdem er zunächst auf einer chirurgischen Station arbeitete, zog es ihn bald zur Inneren Medizin, wo er bis heute geblieben ist. „Innere Medizin fordert einen, sowohl praktisch als auch theoretisch. Man muss viel kombinieren, zum Beispiel bei den Wechselwirkungen von Medikamenten“, erklärt er. 1980 wurde Randerath dort stellvertretender Stationsleiter und übernahm einige Jahre später die Leitung – damals lagen übrigens noch ausschließlich Männer auf seiner Station. Seitdem hat sich sein Aufgabenbereich stark verändert. „Früher bestand meine Arbeit zu 20 bis 25 Prozent aus administrativen Aufgaben, heute ist es fast umgekehrt. Trotzdem schaffe ich es immer noch, in der Pflege tätig zu bleiben.“
Auch wenn seine Einstellung gleich blieb, hat er in den fünf Jahrzehnten, die er im Augusta-Krankenhaus tätig war, viele Veränderungen erlebt, sowohl im Beruf als auch im Umgang mit Patienten. „Früher waren 90 Prozent unserer Patienten mobil, heute haben wir immer mehr schwerkranke, multimorbide Menschen. Die Arbeit ist deutlich intensiver geworden.“ Dennoch betont er, wie wichtig es ihm und seinem Team ist, den Patienten genügend Aufmerksamkeit zu schenken, auch wenn der Pflegeaufwand gestiegen ist.
Warum ist es also immer die Pflege geblieben? Randerath schätzt den Umgang mit Menschen und sieht darin eine seiner Stärken. „Ich glaube, ich kann gut auf Menschen eingehen und mich in sie hineinversetzen. Das ist besonders wichtig im Umgang mit schwierigen Patienten.“ Empathie und Geduld sind Qualitäten, die er auch an seine Nachfolger, Kolleginnen und Kollegen weitergeben möchte. „Ich versuche, meine Einstellung weiter zu transportieren. Ich glaube, einige haben sich viel von mir abgeguckt, was mich sehr freut.“
Und trotz der Herausforderungen im Pflegealltag blickt Norbert Randerath zufrieden auf seine berufliche Laufbahn zurück. „Es war eine bewusste Entscheidung, nicht nur in der Pflege zu bleiben, sondern auch im Augusta-Krankenhaus. Hier war immer mein Zuhause.“ Besonders die prägenden Jahre während seiner Ausbildung sind ihm in guter Erinnerung geblieben. „Damals gab es einen unheimlichen Zusammenhalt unter den Schülern. Im Marienhaus war die Pflegeschule untergebracht, wir wohnten in angemieteten Wohnungen in der Nähe des Krankenhauses und waren immer zusammen, man konnte sich aufeinander verlassen. Das hat mir viel gegeben und ich fühlte mich hier wie zu Hause.“
Doch die Entwicklungen im Gesundheitswesen bereiten ihm auch Sorgen. „Der Beruf muss sich meiner Meinung nach nicht ändern, aber die Rahmenbedingungen müssen besser werden. Wenn die Politik sich nicht wirklich auf den Hintern setzt, wird sich nichts verbessern“, kritisiert Randerath. Der zunehmende Zeitdruck und die immer anspruchsvolleren Pflegefälle mit gleichzeitig niedrigen Pflegepersonaluntergrenzen führen dazu, dass es schwerer wird, jedem Patienten die Aufmerksamkeit zu geben, die er benötigt. „Früher blieben Patienten mit einem Magengeschwür drei Wochen bei uns, oder lagen nach einer Blinddarm-OP eine Woche still im Bett. Heute gehen sie noch am selben Abend nach Hause. Das zeigt, wie sich das Patientengut verändert hat.“ Heute könne man nicht mehr so tief in die Pflege rein gehen wir früher, aber die Zeit, die möglich ist, nimmt sich Randerath mit seinem Team.
Trotz der Veränderungen hat Norbert Randerath immer wieder Wege gefunden, seine hohe Arbeitsbelastung zu meistern. Natürlich hat er gemerkt, dass die Fluktuation nach vielen Jahren der Konstanz auf der Station in letzter Zeit gestiegen ist und Kollegen unzufrieden sind. „Viele fragen mich, wie ich es geschafft habe, mein ganzes Leben 100 Prozent zu arbeiten“, sagt er. Für ihn war es aber stets eine bewusste Entscheidung und selbstverständlich, sich voll in seinen Beruf einzubringen.
Im März 2025 wird Randerath schließlich in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Nach 50 Jahren also kein Augusta, kein Arbeitsalltag mehr. Doch er hat bereits Pläne für die Zeit danach: „Nach fast 20 Jahren werde ich mich dann wieder meiner Eisenbahn widmen“, sagt er mit einem Lächeln. Auch wenn er seine berufliche Laufbahn in der Pflege dann hinter sich lassen wird, hofft er, dass seine Werte und seine Einstellung von seinem Team weitergetragen werden. „Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Ich denke, ich hinterlasse eine gute Station.“