Der Boys‘ Day 2023 im VKKD
Pflege ist weiblich?! Stimmt teilweise, denn der Pflegeberuf ist immer noch weiblich dominiert: Laut der Agentur für Arbeit betrug der Männeranteil in der Krankenpflege im Jahr 2020 ca. 20 Prozent. Das spiegelt sich auch im Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf wieder. Beim Boys‘ Day konnten nun junge Schüler einen Tag lang in den Pflegealltag am Marien Hospital reinschnuppern und den vermeintlich untypischen Beruf kennenlernen – denn der ist nicht nur was für Frauen.
Der Boys‘ Day (Jungen-Zukunftstag) ist ein vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördertes Projekt. Es ermöglicht Jungen der Klassen 5 bis 10, Berufe kennenzulernen, die typischerweise von Frauen ausgeübt werden. Dies betrifft für den Krankenhausbereich, z. B. die Krankenpflege, sowie etliche medizinisch-technische Assistenzberufe.
Ganz konkret sah der Tag für die 15 Schüler, die am Marien Hospital in die Pflege schnupperten, so aus: Nach der Vorstellungs- und Begrüßungsrunde ging es ab 10 Uhr gemeinsam mit den beiden erfahrenen Praxisanleitern Ibtissam Hadouchi und Thomas Pfundstein direkt rein in die Praxis und auf die Intensivstation und in die Notaufnahme. Und hier zeigte sich schon direkt, dass Pflege nicht nur weiblich ist – denn durch beide Bereiche führten die männlichen Pflegerischen Leiter Nicolas Meiwes und Stefan Gaubitz. Nach einer Begehung der Wagenhalle für Rettungswagen, konnten die hochinteressierten Jungs im Schockraum erfahren, wie das Zusammenspiel zwischen Pflegekräften und Ärzten in der Erstbehandlung schwerstverletzter Patienten in der Notaufnahme abläuft.
Mythen über Bezahlung, Aufgaben und Kompetenzen
Gut vorbereitet und wissbegierig informierten sich die Schüler, die teils selbst im Marien Hospital zur Welt gekommen sind, über technische Geräte, Hierarchien im Krankenhaus, verschiedene Arten von Patienten, die psychische Belastung im Job und Gehälter bei den Profis. Durch ihre Antworten konnten die Pflegeexperten auch gleich mit einigen Mythen aufräumen: Denn examinierte Pflegekräfte verdienen durchaus mehr als 1.000 Euro im Monat und stehen auch teils mit fachlichen Weiterbildungen ganz oben im Pflegeprozess. Dass es auch stressig werden kann, wurde trotz des vergleichsweise ruhigen Vormittags in der Notaufnahme klar, doch laut Schüleraussage „hätten wir es uns chaotischer im Krankenhaus vorgestellt“. Auf der Intensivstation wurden die Geräte gezeigt, die zur Patientenüberwachung und Medikamentengabe genutzt werden, Vitalwerte erklärt und wie die Warnung von statten geht, falls sich der Zustand eines Patienten verschlechtert.
Ibtissam Hadouchi und Thomas Pfundstein, die als Praxisanleiter für die Ausbildung der Azubis verantwortlich sind, haben ihren Beruf selbst im VKKD gelernt und die Strukturen, Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten genutzt: „Uns ist es im Umgang mit jungen Menschen wichtig, transparent, ehrlich und authentisch zu sein, damit ein realistisches Bild der Pflege und keine falschen Vorurteile entstehen.“ Denn genau diese Aufklärung braucht es für einen Imagewechsel in der Pflege.
Frühzeitige Berufsorientierung
Die Männerquote ist in sozialen Berufen generell niedriger, das gilt nicht nur exklusiv für die Krankenpflege. Auch das Bild der typischen (weiblichen) Krankenschwester hat sich nicht zuletzt durch die neue Berufsbezeichnung „Pflegefachkraft“ verändert – dennoch scheint der Beruf nicht für jeden (Mann) attraktiv. Dass es sich um einen sehr fachlichen, anspruchsvoll medizinischen und gut bezahlten Beruf mit vielen Weiterbildungsmöglichkeiten handelt, der trotzdem nah am Menschen ist, konnte der Boys‘ Day den Teilnehmern zeigen.
Das große Interesse und die wichtigen Fragen haben gezeigt, dass der Boys‘ Day ein relevanter Baustein in der Berufsorientierung von jungen Männern sein kann. Der VKKD wird sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass der Pflegeberuf von Geschlechtern gleichermaßen wahrgenommen und ausgeübt wird. Wir hoffen, dass wir auch in den kommenden Jahren wieder viele junge Männer beim Boys Day auch in weitern Einrichtungen begrüßen können.