Es sind Strahlen, wie beim Smartphone oder Mikrowelle – nur viel stärker. In der Strahlentherapie sind sie gegen Zellen gerichtet – meist auf bösartige Krebszellen. Ziel der Strahlentherapie ist die wirkungsvolle Eingrenzung der Aktivität der bösartigen Zellen bei optimaler Schonung der umliegenden Gewebe und Organe sowie des Patienten. Für eine langfristige Heilung bei guter Lebensqualität mit keinen oder nur wenigen Nebenwirkungen ist die Beherrschung des Tumors im Bereich der Ersterkrankung die Voraussetzung. In der Klinik für Strahlentherapie und radiologische Onkologie, unter der Leitung von Prof. Dr. med. Karl-Axel Hartmann, wird die Hochpräzisionsbestrahlung im Marien Hospital Düsseldorf eingesetzt. Dabei ist die Klinik spezialisiert auf interdisziplinäre strahlentherapeutische Behandlungen bösartiger Erkrankungen, denn bei rund 50 Prozent dieser Erkrankungen ist eine solche Therapie erforderlich. Im Repertoire der Klinik befinden sich drei Strahlengeräte, sogenannte Linearbeschleuniger, welche mit einem Conebeam-CT ausgestattet sind. Für die Hochpräzisionsbestrahlung (Stereotaxie) im Gehirn und am Körperstamm gibt es außerdem einmal ein Exactrac Dynamic System.
Strahlentherapie als fachübergreifende Disziplin
Die Hochpräzisionsbestrahlung erfolgt ausschließlich unter genauer Abstimmung der beteiligten und behandelnden Expertinnen und Experten und. Dadurch kommt es zu einer Zusammenarbeit der Kliniken im Rahmen des 2002 gegründeten Interdisziplinären OnkologieZentrum (IOZ) im Marien Hospital Düsseldorf. Mit dem Einsatz der Hochpräzisionsbestrahlung lassen sich so beispielsweise kleine Bronchialkarzinome, Lungen-, Nebennieren-, Leber-, Knochen- und Hirnmetastasen bekämpfen. Auch bei der Behandlung von Darmkrebs kommt die Strahlentherapie zum Einsatz: bei fortgeschrittenen Darmkrebserkrankungen, wie Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) ab dem Stadium 2, mit dem Ziel, den Tumor schon vor der OP mittels Bestrahlung zu verkleinern und die Tumorregion zu sterilisieren – somit ist der Tumor besser operierbar. Nach einem Eingriff wiederum kann sie eventuell im Körper verbliebene Krebszellen zerstören oder erneutes Tumorwachstum wirkungsvoll verhindern. Bei Darmkrebs ist die Strahlentherapie eine ergänzende Behandlung zur Chemotherapie. Diese Kombitherapie bietet eine wahrscheinlichere Heilung.
Ob eine Bestrahlung vor oder nach einer OP eingesetzt wird oder in Kombination mit einer Systemtherapie geschieht, setzt eine genaue Abstimmung voraus. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte organisieren diese in regelmäßig stattfindenden Tumorkonferenzen des Interdisziplinären Onkologiezentrums.
Die drei Linearbeschleuniger im Marien Hospital Düsseldorf sind mit einem Conebeam-CT ausgestattet sind. Für die Hochpräzisionsbestrahlung im Gehirn und am Körperstamm gibt es außerdem einmal ein Exactrac Dynamic System. So kommt es zu einer innovativen Strahlentherapie, die auf den Millimeter genau funktioniert. Durch ein Positionierungssystem, welches mit künstlicher Intelligenz und einer Wärmebildkamera funktioniert, wird die Körperoberfläche des Patienten überwacht und dabei jede noch so geringe Bewegung, als auch jede Veränderung des Atems abgebildet. Um exakte Auskunft über anatomische Details zu bekommen, wird ein externes Röntgengerät angeschlossen. Dadurch ist die Arbeit hoch exakt und der Abstand zwischen dem bestrahlten Tumor und dem gesunden Gewebe liegt bei lediglich 1-2mm. Die Strahlentherapie ist ebenso erfolgreich wie die chirurgische Entfernung des Tumors, aber auch schonender – so können auch betagte oder zu kranke Patienten behandelt werden. Zudem verursachen Strahlen keine Schmerzen und sind nicht spür- oder sichtbar. Durch den Einsatz der künstlichen Intelligenz ist die Therapie sehr effektiv – es können mehrere Krebsherde simultan bestrahlt werden. So kann metastasierender Krebs in Schach gehalten werden, sodass die Erkrankung chronisch wird und die Patientin oder der Patient auf Dauer mit dieser leben kann.
Wie funktioniert eine solche Strahlentherapie eigentlich?
Die Krebszellen werden mithilfe von hochenergetischer Strahlung zerstört. Im Linearbeschleuniger werden die ionisierenden Strahlen erzeugt. Die Elektronen werden in einem Vakuum beschleunigt und dann entweder direkt als Strahlung nach außen geleitet oder erst auf eine harte Fläche gelenkt, wodurch die entstehende Photonenstrahlung, auch ultraharte Röntgenstrahlung genannt, zur Behandlung genutzt wird. Der Strahlentherapeut stellt das Behandlungsgerät also genau auf den zu behandelnden Bereich, dem Zielvolumen, ein. Dabei werden die Begrenzungen und die Tiefe, in denen sich die Strahlen im Tumorgewebe bündeln sollen, festgelegt. Meist wird von mehreren Seiten bestrahlt, um gesundes Gewebe zu schonen und eine möglichst hohe Strahlungsdosis zu erreichen. Durch die hochenergetische Strahlung wird das Erbgut der Krebszellen geschädigt, sodass diese absterben.