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Wenn der Harn tropft – wie Stigmatisierung Hilfe bei Inkontinenz verhindert

Inkontinenz, die als unwillkürlicher Verlust von Urin definiert wird, betrifft Millionen von Menschen weltweit und kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Laut der europäischen Gesellschaft für Urologie litten allein im […]

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Das Ärzteteam der Klinik für Urologie am Marien Hospital Düsseldorf sitzt um einen runden Tisch während einer Besprechung.

Inkontinenz, die als unwillkürlicher Verlust von Urin definiert wird, betrifft Millionen von Menschen weltweit und kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Laut der europäischen Gesellschaft für Urologie litten allein im Jahr 2023 rund 45 Prozent der Europäerinnen und Europäer unter Inkontinenz. Die Urology Week, eine Initiative der European Association of Urology, die vom 23. bis 29. September stattfindet, steht dieses Jahr unter dem Motto Inkontinenz. Zeitgleich treffen sich rund 6.000 Urologinnen und Urologen ab dem 25. September in Leipzig, wenn die Deutsche Gesellschaft für Urologie zu einem der größten und wichtigsten Fachkongresse der Welt einlädt.

Ursachen und Auswirkungen

Fast die Hälfte der Bevölkerung in Europa erlebte in den letzten zwölf Monaten Inkontinenz-Symptome, weniger als ein Drittel davon ging aufgrund dessen zum Arzt, um die Krankheit zu behandeln! Gründe sind oft Scham, Stigmatisierung oder das Nichtwissen über wirksame Behandlungsmethoden. Die Erkrankung tritt in verschiedenen Formen auf und kann sowohl Männer als auch Frauen aller Altersgruppen betreffen, wobei die Häufigkeit im höheren Lebensalter zunimmt. Inkontinenz ist nicht nur ein physisches Problem, sondern oft auch mit psychologischen Belastungen wie Angst und sozialer Isolation verbunden. „Wir sehen ganz unterschiedliche Ursachen für Inkontinenz bei unseren Patientinnen und Patienten“, so Prof. Dr. Patrick J. Bastian, Chefarzt der Klinik für Urologie, Onko-Urologie und Kinderurologie am Marien Hospital Düsseldorf. „Bevor sie mit ihren Beschwerden in unsere Klinik kommen, reicht aber oft ein Besuch beim Hausarzt oder niedergelassenen Urologen. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, die Krankheit zu behandeln, ob mit Medikamenten oder kleinen Eingriffen. Hier arbeiten wir außerdem mit der Gynäkologie eng zusammen.“

Verschiedene Formen der Inkontinenz

Harninkontinenz kann in verschiedene Typen unterteilt werden, die jeweils unterschiedliche Ursachen und klinische Erscheinungsbilder haben. Die Therapie reicht von konservativen Maßnahmen bis hin zu operativen Eingriffen. Eine häufige Form ist die Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt. Sie tritt auf, wenn der Druck im Bauchraum, beispielsweise beim Husten, Niesen oder Heben schwerer Gegenstände, den Verschlussdruck der Harnröhre übersteigt und dadurch zu einem unwillkürlichen Urinverlust führt. Diese Form der Inkontinenz ist besonders häufig bei Frauen zu beobachten, da die Beckenbodenmuskulatur geschwächt sein kann. „Eine vergrößerte Prostata kann wiederum bei Männern zu häufigem, überfallartigem Harndrang oder ungewolltem Wasserlassen führen“, sagt der Urologe. Am Marien Hospital Düsseldorf behandelt er mit seinem Team die gutartig vergrößerte Prostata mit Lasertechnologie, wenn Medikamente nicht mehr ausreichen. Neben Dranginkontinenz, auch Urge-Inkontinenz genannt, die durch einen plötzlichen, starken Harndrang gekennzeichnet ist, der oft so intensiv ist, dass die Betroffenen es nicht rechtzeitig zur Toilette schaffen, gibt es auch die Überlaufinkontinenz. Sie tritt auf, wenn die Blase nicht vollständig entleert wird und es zu einem Überlaufen von Urin kommt. Die Ursachen können hierbei eine Blasenatonie, eine Blockade der Harnröhre oder neurologische Störungen sein, die die normale Blasenfunktion beeinträchtigen.

Austausch und Weiterbildung

Prof. Dr. Patrick J. Bastian, ehemaliger 1. Vorsitzender der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie, ist wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen in Leipzig vor Ort. „Der Jahreskongress bildet für uns eine wichtige Möglichkeit zum Austausch. Harninkontinenz ist ein komplexes urologisches Problem, das durch eine Vielzahl von Faktoren bedingt ist und erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen hat. Die Zahlen zeigen, dass es sich um weit verbreitete Krankheiten handelt, die Betroffenen sich jedoch oft darüber schämen und Optionen zur Heilung so nicht ausschöpfen“, so Bastian. „Für die außerdem als Vorsorgemuffel bekannten Männer gibt es sogar einen eigenen, weltweiten Aktionsmonat: „Im Movember, der im November stattfindet, möchten wir den Fokus ganz besonders auf Männergesundheit richten.“

Der 76. DGU-Kongress

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) lädt 2024 bereits zum 76. DGU-Kongress ein. Unter dem Leitspruch „Wissen schafft Evidenz, Heilung und Innovation“ wird die Urologie erneut in den Fokus gerückt, es werden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse diskutiert und wichtige Leitlinien-Updates präsentiert. Schwerpunkte gelten den Tumoren von Prostata und Harnblase, der Nieren, Hoden und des Penis, die rund ein Viertel aller Krebserkrankungen in Deutschland ausmachen. Auch gutartige urologische Volkskrankheiten wie Harnsteinerkrankungen, die Prostatavergrößerung, Harninkontinenz und die Erektile Dysfunktion sowie kinderurologische Erkrankungen und deren Behandlung stehen auf dem wissenschaftlichen Programm. Als drittgrößter Urologie-Kongress weltweit dient die Veranstaltung als wichtige Plattform für den Austausch zwischen Urologen, Pflegepersonal, der Gesundheitswirtschaft sowie politischen Entscheidungsträgern.

Kontaktieren Sie uns

Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, unter Inkontinenz leidet, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Unser Team am Marien Hospital Düsseldorf steht Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Kontaktdaten:
Telefon (02 11) 44 00- 2406
E-Mail: MHD-Urologie@vkkd-kliniken.de