VKKD Newsroom

Inkontinenz verstehen und behandeln: Schonende Verfahren gegen Harn- und Stuhlinkontinenz

Bei Patientinnen und Patienten mit Funktionsstörungen der Blase oder des Enddarms ist der Leidensdruck oft sehr hoch. Rund 50 Prozent der Frauen und viele Männer sind in Deutschland von Inkontinenz […]

Veröffentlicht am
Eine Ärztin zeigt mit einem Stift auf ein Modell eines Beckenbodens, das sie in der Hand hält.

Bei Patientinnen und Patienten mit Funktionsstörungen der Blase oder des Enddarms ist der Leidensdruck oft sehr hoch. Rund 50 Prozent der Frauen und viele Männer sind in Deutschland von Inkontinenz betroffen. Es handelt sich also um eine weit verbreitete Krankheit, dennoch ist sie gesellschaftlich oft noch tabu.
Chronische Schmerzen durch eine Beckenbodensenkung, eine Schließmuskelschwäche oder Reizblase können die Kontinenz beeinflussen. Doch sollte das kein Tabuthema sein oder der Gang zum Arzt gescheut werden: Eine Blasenschwäche oder Stuhlinkontinenz lässt sich sehr gut behandeln, auch mit konservativen Methoden. So kann bei Patientinnen die sakrale Neuromodulation (ein Beckenbodenschrittmacher) helfen. „Wir möchten dazu ermutigen, dass Menschen sich nicht länger mit Inkontinenzproblemen alleine fühlen und schweigen. Es gibt wirksame Therapieoptionen und kompetente Experten, die bereit sind zu helfen“, sagt Clementine Kim, Oberärztin der Klinik für Viszeral-, Minimalinvasive und Onkologische Chirurgie und des Kompetenzzentrum PinkProkto im Marien Hospital Düsseldorf.

Harninkontinenz betrifft sowohl Männer als auch Frauen und kann verschiedene Ursachen haben. Von Belastungsinkontinenz, bei der unfreiwilliger Harnverlust durch körperliche Belastung wie Niesen oder Husten verursacht wird, bis hin zur Dranginkontinenz, bei der ein starker Harndrang zu unkontrolliertem Harnverlust führt, gibt es unterschiedliche Ausprägungen dieser Form von Inkontinenz.
Stuhlinkontinenz ist weniger bekannt, aber ebenso belastend. Sie kann verschiedene Ursachen haben, darunter die Schwächung des Schließmuskels, Nervenschäden oder Darmerkrankungen. Stuhlinkontinenz kann zu sozialer Isolation und einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Inkontinenz
Zu den konservativen Behandlungsmöglichkeiten gehören Beckenbodentraining, das Stärken der Muskulatur des Beckenbodens, und Veränderungen des Lebensstils, wie z.B. die Kontrolle der Flüssigkeitszufuhr und des Toilettengangs. Es gibt auch verschiedene Medikamente, die zur Behandlung von Inkontinenz eingesetzt werden können, wie zum Beispiel Anticholinergika zur Behandlung von Dranginkontinenz.
In einigen Fällen kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, um die Ursache der Inkontinenz zu beheben. Dabei werden verschiedene Verfahren eingesetzt, wie zum Beispiel die Anlage eines Schlingenbandes.

Sakrale Neuromodulation (SNM) – Beckenbodenschrittmacher
Eine vielversprechende und innovative Behandlungsmöglichkeit bei schweren Fällen von Harninkontinenz und Stuhlinkontinenz ist die Sakrale Neuromodulation (SNM) oder auch Beckenbodenschrittmacher genannt. Bei diesem minimalinvasiven Verfahren wird ein kleines Gerät in den Bereich des Kreuzbeins implantiert, das elektrische Impulse an die Nerven sendet, die den Beckenboden steuern. Dies führt zu einer Modulation der Nervensignale und hilft dabei, die normale Funktion des Beckenbodens wiederherzustellen.
Wie funktioniert die Sakrale Neuromodulation (SNM) genau?
Bei der SNM werden elektrische Impulse an die Sakralnerven im Beckenbereich gesendet. Diese Nerven sind für die Steuerung des Beckenbodens verantwortlich. Die Impulse modulieren die Nervensignale und helfen dabei, die Muskelkontraktionen und die Kontrolle über den Harn- und Stuhlgang zu verbessern.
Für wen ist die Sakrale Neuromodulation (SNM) geeignet?
Die SNM kann für Patienten mit Harninkontinenz oder Stuhlinkontinenz in Betracht gezogen werden, die nicht ausreichend auf konservative Therapien angesprochen haben oder für die andere chirurgische Eingriffe nicht geeignet sind. Ihr Arzt wird eine gründliche Untersuchung durchführen, um festzustellen, ob Sie ein geeigneter Kandidat für die SNM sind.

Wie verläuft der Eingriff der Sakralen Neuromodulation (SNM)?
Der Eingriff erfolgt in der Regel in zwei Phasen. In der ersten Phase wird ein vorübergehender Testschrittmacher platziert, um zu überprüfen, ob die SNM bei Ihnen wirksam ist. Wenn der Test erfolgreich verläuft und Sie eine deutliche Verbesserung der Symptome erfahren, wird in der zweiten Phase ein dauerhafter Schrittmacher implantiert. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose.
Sind Risiken oder Nebenwirkungen mit der Sakralen Neuromodulation (SNM) verbunden?
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es Risiken und Nebenwirkungen. Mögliche Risiken der SNM umfassen Infektionen, Blutungen, Schmerzen oder allergische Reaktionen auf die Materialien des Implantats. In seltenen Fällen können auch technische Probleme mit dem Gerät auftreten. Ihr Arzt wird Ihnen ausführliche Informationen über potenzielle Risiken geben, um Ihnen bei der Entscheidungsfindung zu helfen.
Wie lange dauert der Heilungsprozess nach der Implantation der Sakralen Neuromodulation (SNM)?
Die Erholungszeit kann je nach individueller Situation variieren. In den meisten Fällen dauert es einige Wochen bis mehrere Monate, bis sich der Körper vollständig an das Implantat gewöhnt hat und die Symptome deutlich verbessert sind. Ihr Arzt wird Sie während des gesamten Prozesses begleiten und Ihnen Anweisungen zur Nachsorge geben.