Viele Krankenhausstationen und ihre dort arbeitenden Pflegefachkräfte sind auf bestimmte Krankheitsbilder der Patienten, wie orthopädische, onkologische oder kardiologische, spezialisiert. So können spezifische Kompetenzen gezielt zur Genesung beitragen und eingesetzt werden. Nichtsdestotrotz bietet die Vielfalt der Erkrankungen innerhalt einer Abteilung immer noch eine große Bandbreite.
So auch auf neurologischen Stationen: In Krankenhäusern werden eine Vielzahl von neurologischen Erkrankungen behandelt, die das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark), das periphere Nervensystem und die Muskulatur betreffen. Das können konkret Schlaganfälle, Epilepsie, Multiple Sklerose (MS), Parkinson, neuromuskuläre Erkrankungen, Schädel-Hirn-Traumata oder Autoimmunerkrankungen sein. Diese Erkrankungen erfordern spezialisierte Diagnoseverfahren, Behandlungsansätze und oft eine multidisziplinäre Betreuung durch Neurologen, Neurochirurgen, Neuropathologen, Radiologen und spezialisiertes Pflegepersonal. Die Erkrankung wirkt sich oft sehr unterschiedlich auf die Selbstständigkeit der Patienten und deren Perspektive aus.
Der Umgang mit schwerstbetroffenen Patienten nach Schlaganfällen, die den Rest ihres Lebens pflegebedürftig sein werden, oder Menschen, die trotz langjähriger MS gut mit der Erkrankung leben können, ist für das Pflegepersonal meist der Alltag. Die moderne medizinische Versorgung ermöglicht mittlerweile das Überleben auch schwerster Erkrankungen, umso wichtiger ist es, auf die individuellen Bedürfnisse auf dem Weg zur Genesung einzugehen.
Körperliche, geistige und seelische Bedürfnisse erkennen und behandeln
Für spezialisierte Pflegekräfte ist es von entscheidender Bedeutung, die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen der Patienten zu verstehen, einzuschätzen und entsprechend reagieren zu können. Dies gilt insbesondere in der Neurologie, einem Bereich, der sich mit den komplexen Erkrankungen des Nervensystems befasst. Hier stehen nicht nur die körperlichen, sondern auch die geistigen und seelischen Bedürfnisse der Patienten im Mittelpunkt des pflegerischen Handelns.
Die neurologische Fachpflege ist darauf ausgerichtet, Patienten mit diversen neurologischen Erkrankungen zu behandeln und zu unterstützen. Dies schließt auch schwerstbetroffene, pflegebedürftige Patienten ein. In diesem Bereich kann das Pflegepersonal besonders ihre Kompetenzen unter Beweis stellen, da pflegerische Therapieansätze stets darauf abzielen, die Eigenständigkeit der Patienten zu stärken. Die Pflege nimmt eine bedeutende Rolle in der Therapie und Begleitung der Patienten ein und leistet so einen bedeutenden Beitrag zur Genesung und Rehabilitation. Die sichtbaren Fortschritte der Patienten wirken sich dabei motivierend aus. Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, wie zur Fachqualifikation „Stroke Nurse“ oder neurologische-neurochirurgische Frührehabilitation ermöglichen eine Intensivierung der Kenntnisse.
Ein wesentlicher Bestandteil der Pflege in der Neurologie ist darüber hinaus die enge Zusammenarbeit mit Fachexperten anderer Disziplinen. Es wird in multiprofessionellen Teams gearbeitet. Neben dem ärztlichen Dienst der Klinik für Neurologie gehören hierzu im Marien Hospital Düsseldorf Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, der Sozialdienst, sowie auch das Therapeutische Begleitteam (TBT). Dies ermöglicht eine ganzheitliche Betreuung der Patienten und nimmt einen enormen positiven Einfluss auf die Behandlungsergebnisse.
Neben der Grund- und Behandlungspflege umfasst die therapeutisch-aktivierende Pflege auch die Beobachtung der Patienten sowie spezielle therapeutische Maßnahmen. Dazu gehören unter anderem Schlucktraining, Selbstständigkeitstraining, die Förderung der Mobilität und das Kontinenztraining. Durch diese Maßnahmen wird nicht nur die körperliche Gesundheit der Patienten unterstützt, sondern auch ihre Selbstständigkeit und Lebensqualität verbessert.
Das neurologische Pflegekonzept
Im Jahr 2024 hat sich die Stabsstelle Pflegeentwicklung und -wissenschaft des Marien Hospital in enger Zusammenarbeit mit der Stationsleitung samt Team der Neurologie auf den Weg begeben, ein ganzheitliches Konzept zu erstellen, welches all die unterschiedlichen Facetten der täglichen Arbeit beinhaltet.
Hierzu zählt unter anderem, Steckbriefe zu den prägnantesten Krankheitsbildern der Neurologie zu erstellen, die Erläuterung wichtiger Assessments, Struktur- und Ablaufpläne, sowie ein speziell auf die Fachrichtung ausgerichtetes Einarbeitungskonzept für neue pflegerische Kolleginnen und Kollegen. Oberstes Ziel ist es, die Qualität der Pflege zu steigern und neuen Mitarbeitenden den Einstieg zu erleichtern.
Pflegeprozess optimal lernen und durchführen
Für angehende Pflegekräfte ist die Neurologie ein optimaler Einsatzort, um alle Aspekte des Pflegeprozesses kennenzulernen und anzuwenden. Hier können sie vieles über die Koordination von Maßnahmen, die Zusammenarbeit im Team und die speziellen Bedürfnisse von Patienten mit neurologischen Erkrankungen erlernen. Jeder Patient bedarf einer individuellen Einschätzung des Pflegebedarfs mit anschließender Durchführung der geeigneten Intervention. Dies macht die Neurologie zu einem spannenden und herausfordernden Arbeitsfeld für Auszubildende, als auch bereits examinierte Kräfte.