Brot ist in vielen Teilen der Welt ein Grundnahrungsmittel. Durchschnittlich essen Deutsche etwa 58 kg Brot im Jahr – das sind 3,5 Scheiben pro Tag. Wenn es allerdings um die Gewichtsreduktion geht, sind Diätempfehlungen klar: Die beliebte Teigware und mit ihr die vielen Kohlenhydrate sind strikt verboten. Dass Brot allerdings nicht gleich Brot ist, zeigt nun eine wissenschaftliche Studie aus Düsseldorf.
Ein Forscherteam rund um Dr. Kerstin Kempf und Prof. Dr. Stephan Martin vom Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrum (WDGZ) untersuchte die Wirkung unterschiedlicher Brotsorten auf das Körpergewicht adipöser Menschen. Der Konsum einer Brotsorte, die den Insulinspiegel niedrig hält, sollte ein effektiver und simpler Schritt zu einer „Low-Insulin“-Lebenslebensweise übergewichtiger Menschen sein. Kern der These war die Annahme, dass erhöhte Insulinspiegel zu höherem Körpergewicht führen, da Insulin, zeitgleich zu seiner Aufgabe die Aufnahme von Zucker in die Zellen zu vermitteln, die Fettverbrennung ausbremst. Die weltweit erste Studie, die den Effekt unterschiedlicher Brotsorten auf die Insulinausschüttung und die Gewichtsentwicklung betrachtet, entstand in Kooperation mit der Düsseldorfer Bäckerei „Hinkel“. Die Hälfte der 80 übergewichtigen Probanden aß drei Monate lang Roggen-Vollkornbrot, die andere Hälfte ein Low-Insulin-Brot und änderte sonst nichts am Lebensstil. Das Roggen-Vollkornbrot bewirkte bei der Kontrollgruppe eine erhöhte Insulinausschüttung und blockierte somit den Fettstoffwechsel.
Das Low-Insulin-Brot der Bäckerei Hinkel bewirkte das Gegenteil. Hier brauchte der Körper nach dem Brotverzehr kein Insulin freizusetzen und zur Energiegewinnung konnte auf die gespeicherten Fettreserven zurückgegriffen werden. „Das Forschungsergebnis bestätigt also die Annahme, dass das richtige Brot sogar eine Gewichtsreduktion bewirken kann“, erklärt Prof. Stephan Martin, Chefarzt und Leiter des WDGZ. Denn nach den drei Monaten Studienlaufzeit verloren die Teilnehmer bei unveränderter Bewegungsrate und üblicher Ernährung knapp zwei Kilo Körpergewicht.
Getreidemehl ersetzen, um Insulinspiegel niedrig zu halten
Konkret bedeutet das, dass auch Abnehmwillige nicht auf Brot verzichten müssen – nur auf die richtige Sorte, bzw. die Insulin-auslösende Wirkung kommt es an. Denn bei einer gesunden Ernährung ist laut der Forschergruppe aus Düsseldorf vor allem der Insulinspiegel entscheidend für eine Gewichtsreduktion. Um den nicht zu erhöhen, kann stärkehaltiges Mehl beispielsweise durch Proteine oder Mehl, das nicht aus Getreide gewonnen wird wie z.B. Mandelmehl, ersetzt werden.
Die Studie wurde in dem wissenschaftlichen, peer-reviewed Fachjournal Nutrients veröffentlicht, was bedeutet, dass sie von unabhängigen Experten begutachtet und für wissenschaftlich valide befunden wurde. Die Veröffentlichung ist dabei auf ein breites Interesse – vor allem in den USA – gestoßen und gehört zu den meistgelesenen Artikeln des Journals. Die Studie stellt einen neuen Forschungsansatz dar, der wegführt vom Kalorienzählen und stattdessen das Augenmerk auf die Insulin-auslösende Wirkung von Lebensmitteln legt. Denn bleibt der Insulinspiegel nach einer Mahlzeit niedrig, können ohne Hungern die Fettpölsterchen reduziert werden.